Free Bleeding

Free Bleeding: Periode ohne Tampons, Tassen und Co

Beim Free Bleeding – auch als freies Menstruieren – bekannt, werden während der Periode keine den Blutfluss hindernden Hilfsmittel wie zum Beispiel Tampons oder Menstruationstassen verwendet. Stattdessen achtest du ganz genau auf die Signale deines Körpers und gehst auf Toilette, wenn die Gebärmutter voll ist und Blut abfließen will.

Was ist Free Bleeding ganz genau?

Bei der freien Menstruation fängt kein vorher eingeführtes Hilfsmittel wie zum Beispiel ein Tampon das Periodenblut im Körper auf, sondern der Blutfluss wird durch eine kräftige Beckenbodenmuskulatur gesteuert. Allerdings nur zu einem gewissen Grad, denn beim Free Bleeding sollen auch die Signale des Körpers wahrgenommen werden und das Blut abfließen können, wenn sich eine gewisse Menge in der Gebärmutter gesammelt hat. Wer etwas geübt hat, fühlt dann, wenn es Zeit für einen Toilettengang ist, um das Blut abfließen zu lassen – auch Binden und ähnliches sollen beim Free Bleeding nicht unbedingt nötig sein.

Viele Gründe für ein freies Menstruieren

Free Bleeding ist auf jeden Fall eine sehr natürliche Art, mit seiner Periode umzugehen, und eine Chance, deinen Körper und Zyklus durch Achtsamkeit noch besser kennenzulernen. Darüber hinaus entscheiden sich menstruierende Menschen aus vielen weiteren Gründen dafür, Free Bleeding zu praktizieren. Dazu gehören:

  • Unverträglichkeit von Periodenprodukten
  • Verzicht als Protest gegen hohe Besteuerung von für viele Menschen notwendigen Periodenprodukten
  • Müllvermeidung
  • Vermeidung von Schmerzen, die manche Menschen beim Verwenden von Hygieneartikeln verspüren
  • Verkleinerung des Risikos eines toxischen Schocksyndroms (TSS), das mit Periodenprodukten zum Einführen in Verbindung gebracht wird.

Diese Liste kann noch erweitert werden, zeigt aber bereits, dass es sehr verschiedene Gründe gibt, warum sich Menschen entscheiden, Free Bleeding zu praktizieren.

Ist freies Menstruieren auch gleich frei von Stress?

Free Bleeding ist natürlich und nachhaltig, aber nur du entscheidest, ob diese Art des Menstruierens etwas für dich ist. Wenn du es ausprobierst und es nicht gleich klappt, ist das ganz normal. Es braucht ein paar Monatszyklen, bis du ein Gefühl für den natürlichen Blutfluss bekommst. Also nimm dir Zeit, die individuellen Signale deines Körpers kennenzulernen, und probiere bei Interesse das Free Bleeding vielleicht erstmal an entspannten Tagen zu Hause aus.

Im Berufsalltag oder in anderen Situationen, in denen es auch mal stressig werden kann, ist es natürlich schwieriger, die Signale deines Körpers wahrzunehmen. Sport oder Saunagänge sind auch nicht immer mit dem freien Menstruieren zu vereinbaren, genauso wie das Reisen, bei dem du vielleicht nicht immer eine saubere Toilette zur Verfügung hast, wenn du sie brauchst.

Auch sollte Free Bleeding nicht in einen Wettkampf ausarten, bei dem gewinnt, wer es am konsequentesten durchziehst. Es ist völlig okay, wenn du dich für Free Bleeding begeisterst und trotzdem Tampons oder Periodenprodukte verwendest, wenn du während deiner Blutung unbeschwerter unterwegs sein willst. Die Wahl zu haben ist ja auch ein echtes Privileg, denn leider gibt es weltweit noch immer viele menstruierende Menschen, die keinen Zugang zu Hygieneartikeln haben. Für sie ist Free Bleeding dann keine Wahl, sondern oft etwas, das sie während ihrer Periode daran hindern kann, am öffentlichen Leben so teilzunehmen, wie sie es sich wünschen.

Free Bleeding lernen

Wenn du es sonst gewohnt bist, dass Hilfsmittel dein Periodenblut auffangen, bist du wahrscheinlich nicht so geübt darin, wahrzunehmen, wenn Menstruationsblut abfließen will. Aber keine Sorge: Mit ein bisschen Achtsamkeit und Neugier lernst du deine individuellen Körpersignale kennen.

Manche erleben einen Druck wie bei einer vollen Blase im Unterleib, andere nehmen ein leichtes Ziehen wahr. Menschen sind da sehr unterschiedlich, aber sicher wird auch dein Körper auf die eine oder andere Art mitteilen, wenn sich genug Blut in der Gebärmutter gesammelt hat, um abzulaufen. Wenn dir das angenehmer ist, kannst du natürlich erstmal eine Binde oder eine unserer Periodenpanties als Sicherheit tragen, während du übst, auf die Signale deines Körpers zu hören.

Wenn es so weit ist, gehst du auf Toilette und lässt das Blut ungehindert laufen. Wobei es durchaus sein kann, dass erstmal nichts fließt. Leichte Unterbauchmassagen oder ein sanftes Vor- und Zurückwippen können den Blutfluss anregen. Anders als beim Urinieren ist es auch okay, mit etwas Pressen nachzuhelfen. Sei aber sanft und geduldig mit dir, auch dieser Teil des Free Bleedings braucht etwas Übung. Wenn das Blut dann fließt, kann das ein paar Minuten dauern, also lass dir ruhig Zeit.

Übrigens kannst du Free Bleeding auch nachts praktizieren. Versuche direkt vor dem Schlafen noch einmal Blut gehen zu lassen. Wenn du dann liegst, fließt das Blut auch erstmal nicht so schnell ab. Und vielleicht klappt es nicht in der ersten Nacht, aber irgendwann kann es dann sein, dass dein Körper dich zuverlässig weckt, wenn sich genug Blut angesammelt hat und es Zeit für einen erneuten Toilettengang ist.

Wenn du freies Menstruieren auch in der Nacht ausprobieren magst, aber dir der Gedanke nicht gefällt, dass eventuell am Anfang auch Blut im Bett landet, ist ein kuscheliges Handtuch auf dem Laken eine gute Idee. Oder du greifst wieder zu Periodenunterwäsche. Die ist weich, angenehm zu tragen, leicht zu waschen und fängt zuverlässig dein Menstruationsblut auf. Also die ideale Unterwäsche für alle, die Lust auf das Experiment Free Bleeding haben.