Periode und Popkultur
Ein Platz für die Periode in der Popkultur
Man stelle sich folgende Barszene im Fernsehen vor: Ein Mann sagt zu seinen Freunden: „Ich muss dringend pinkeln.” Die Frau, die neben ihm sitzt, sagt: „Ich auch. Und ich muss meinen Tampon wechseln.” Ziemlich unwahrscheinlich, oder?
Obwohl beides – zur Toilette gehen und die Periode haben – ganz normal zum Leben gehört, schafft es wohl nur eines davon in ein Drehbuch oder einen Film. Es scheint, als spiele die Periode in der Mainstreamkultur nur eine winzige Nebenrolle, den Blicken verborgen oder schlicht ignoriert.
Wir sind der Meinung, dass sich daran etwas ändern muss. Unsere Kampagne #BloodNormal möchte die Periode aus ihrem Schattendasein heraus und ins Licht bringen. Um den Austausch darüber anzuregen, haben wir einen Film gedreht, der der Menstruation endlich die nötige Aufmerksamkeit verschaffen soll – denn wenn sie offener thematisiert wird, baut das schließlich auch Tabus ab. Wir arbeiten hierbei auch mit einem Team kreativer Köpfe aus aller Welt zusammen, das unsere Kampagne unterstützt und bekanntmacht.
Nach einer von uns vor kurzem weltweit durchgeführten Umfrage haben 37 % der Teilnehmer noch nie einen Hinweis auf die Periode im Kino, im Fernsehen oder in der Belletristik gesehen oder gelesen, während 42 % der Meinung sind, dass die Periode völlig zu Unrecht nicht in der Popkultur vorkomme.1 Man sieht eher, dass eine Frau mit einer Kettensäge halbiert wird (wie wahrscheinlich ist das denn?), als dass sie eine Freundin nach einem Tampon oder einer Einlage fragt, weil sie selbst gerade nichts dabei hat (was ja wohl jede Frau kennt). Führt die Mainstreamkultur also zu negativen Folgen im echten Leben, weil sie einen absolut normalen Teil der Weiblichkeit ausklammert?
Wichtige Fakten
- 37 % haben noch nie eine Darstellung der Periode in der Popkultur gesehen
- 49 % glauben, dass mit der Periode ein Stigma verbunden ist
- 56 % der Teenager würden sich lieber mobben lassen als über die Periode zu sprechen
Es ist klar, dass die Popkultur die Entwicklung von Teenagern beeinflusst
Laut einer Untersuchung von YouGov wird die Wahrnehmung des eigenen Körpers bei Jugendlichen wahrscheinlich stärker (32 %) als beim Durchschnitt (26 %) negativ von der Promikultur beeinflusst.[2] Nach einer anderen Studie haben Heranwachsende, die Teenagerfilme ansehen, mit höherer Wahrscheinlichkeit gender-betonte Verhaltensweisen und negative Stereotypen über Frauenfreundschaften.[3]
Bedenkt man, wie sehr die Popkultur Vorurteile und Stigmata fördern kann, ist es nicht überraschend, dass im echten Leben 9 von 10 Frauen völlig verschweigen, dass sie gerade ihre Periode haben.[4] Hier sind ein paar Beispiele ihres Verhaltens:
- Sie stecken Binden/Tampons in die Tasche oder den Ärmel
- Sie nehmen eine Handtasche mit in die Toilette, um Binden/Tampons zu verbergen
- Sie tragen keine weiße/helle Kleidung
- Sie sagen Verabredungen mit Freunden/mit dem Partner ab
- Sie vermeiden körperliche Aktivität
„Wenn sich am Stigma rund um die Periode nichts ändert, werden die gesellschaftlichen Probleme zunehmen.”
Es ist besonders besorgniserregend, dass oftmals Jugendliche die Hauptlast dieses leidigen Tabus tragen müssen. Dieselbe Umfrage hat auch ergeben, dass 56 % der Teenager sich lieber in der Schule mobben lassen würden, als mit ihren Eltern über ihre Periode zu sprechen (44 %).[5] Die erfolgreiche junge Komikerin Saffron Herndon, eine der kreativen Köpfe, die wir zur Unterstützung der Kampagne #BloodNormal in unser Team geholt haben, steht an der Schwelle zum Erwachsenwerden und ist der Meinung, „wenn sich am Stigma rund um die Periode nichts ändert, werden die gesellschaftlichen Probleme zunehmen”.
Menschen wie Saffron zeigen, dass Gespräche über die Periode nicht immer ernst, gestelzt oder aufklärerisch sein müssen. Wenn es Toilettenwitze gibt, warum dann nicht auch treffende Pointen über die Periode? Filme zeigen regelmäßig den Geburtsvorgang ausführlich mit allen anrührenden und drastischen Momenten, warum also befasst sich kein Drehbuch mit PMS? Wenn Gespräche über die Periode so normal sind wie Gespräche über Rasieren, Duschen oder Platznehmen zum Essen, dann verschwindet auch das Stigma.
Wer ein Fan von „Mad Men” ist, erinnert sich vielleicht an die Szene, in der Sally Draper ihre erste Periode bekommt. Die Nahaufnahme ihrer blutigen Unterwäsche ist ein seltener Moment der Fernsehgeschichte und ein kühner Schritt in die richtige Richtung. Und dann gibt es noch die Episode bei „Girls”, in der Jessa ihre Periode bekommt, als sie glaubte, schwanger zu sein. Die Popkultur schreit förmlich nach mehr Szenen wie diesen. Eine positive Darstellung trägt zum Abbau von Tabus bei. Wir hoffen, dass wir durch die Arbeit mit Menschen, die sich bei diesem Thema leidenschaftlich für Veränderung einsetzen, künftigen Generationen von Frauen den Umgang damit erleichtern.
Quellen
[1] Von Essity 2017 durchgeführte globale Umfrage*
[2] https://yougov.co.uk/news/2014/07/14/celebrity-culture-threat-todays-youth/
[3] http://journals.sagepub.com/doi/abs/10.1177/107769900808500109
[4] Von Essity 2017 durchgeführte globale Umfrage*
[5] Von Essity 2017 durchgeführte globale Umfrage*
*Essity hat eine Online-Umfrage in Auftrag gegeben mit 10.017 Männern und Frauen im Alter von 13 bis 50 Jahren aus dem Vereinigten Königreich, aus Frankreich, den Niederlanden, Schweden, Russland, Mexiko, Argentinien, Südafrika, China und Malaysia. Die Umfrage fand vom 18. April bis 9. Mai 2017 statt. Die Fehlermarge der Studie liegt bei +/- 0,98 %. Die Umfrage wurde von Bilendi durchgeführt, einem globalen Marktforschungs- und Umfrageunternehmen.